Raum für Ruhe und Entspannung im Grünen ©Unfallkasse NRW | DGUV

H Raum für Ruhe und Entspannung

Die Anzahl der Schülerinnen und Schülern im Ganztag steigt kontinuierlich. Somit verbringen immer mehr Kinder und Jugendliche einen erheblichen Teil ihres Alltags in der Schule. Folglich nehmen auch die Pausen- und Entspannungsphasen während der Schulzeit zu, die überwiegend auf dem Schulhof verbracht werden. Daher ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern in den Unterrichtspausen einen Ausgleich zum Schulalltag zu ermöglichen, bei dem sie sich entspannen, austauschen und frei entfalten können. Hierfür benötigen sie neben den Bewegungsflächen wie Spielplätzen und Sportfreiflächen auch Rückzugsorte, an dem sie dem lebhaften Geschehen auf dem Pausenhof entfliehen können. Auch rückt das Außengelände der Schule als Lernraum immer mehr in den Blickpunkt. So finden beispielsweise Lerneinheiten draußen im grünen Klassenzimmer statt. Ebenso wird der Schulhof auch für Selbstlernzeiten oder Kleingruppenarbeiten genutzt. Auch hierfür sind Kommunikations- und Rückzugsorte notwendig.

Neben den Schülerinnen und Schülern sollte aber auch das Personal Berücksichtigung finden. Schließlich verbringen auch sie einen Großteil ihres Arbeitsalltags in der Schule und sind ebenso auf Freiräume zum Erholen und Kommunizieren angewiesen. 

Insgesamt sind die lebendigen Schulhöfe damit ein beachtenswerter Lebensraum im Schulalltag und benötigen neben Bewegungsangeboten auch Bereiche für Ruhe und Entspannung, welche auch Gelegenheit zum Austausch bieten.

Natur statt Beton

In der Wissenschaft ist es längst belegt: Die Natur wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus. Schon wenige Minuten in der Natur reichen aus, damit der Blutdruck sinkt und Stresshormone abgebaut werden. Gleichzeitig verbessert sich die Stimmung und die Konzentrationsfähigkeit steigt. Zudem machen uns Naturaufenthalte sozialer, toleranter und steigern die Frustrationstoleranz – die Aggressionen auf dem Schulhof sinken also. Dabei ist noch nicht einmal ein unmittelbarer Aufenthalt in der Natur notwendig, um ihre Wirkung zu spüren. Schon der Blick ins Grüne aus dem Unterrichtsraum wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus.

Daher drängen sich naturnahe Außenbereiche als Entspannungs- und Kommunikationsbereiche förmlich auf. Mithilfe von Hecken und Sträuchern lassen sich Rückzugsorte und Gesprächsnischen schaffen. Bäume bieten Schutz vor Sonne und vor leichten Regenschauern. Schließlich helfen grüne Oasen auf dem Schulgelände dabei, das Mikroklima zu verbessern, und bieten Anregung und Stoff für den Unterricht.

Plätze für Gespräche, Ruhe und Rückzug

Der schulische Alltag besteht überwiegend aus Wissensvermittlung und Kommunikation zu unterrichtsrelevanten Themen. Kein Wunder, dass in den Pausen der Gesprächsbedarf für die „wirklich wichtigen“ Dinge im Leben groß ist. Nicht nur Freunde und Freundinnen treffen sich, auch neue Bekanntschaften werden geschlossen, Neuigkeiten werden getauscht, nachmittägliche Aktivitäten organisiert. Um ungestört vom allgemeinen Trubel auf dem Schulhof reden zu können, suchen sich Kinder und Jugendliche zu zweit und in Gruppen ungestörte Bereiche. Häufig sind Eingänge und Toiletten die einzigen Orte, welche diesen Ansprüchen genügen. Diese werden oft durch die älteren Schülerinnen und Schüler belegt und die jüngeren von hier vertrieben.

Peergroups brauchen daher ihre eigenen Plätze, an welchen sie sich in den Pausen und Freistunden treffen können. Wichtig sind Ecken und Nischen, die den Rücken freihalten, also vor unerwarteten Begegnungen mit Mitschülerinnen, Mitschülern oder Lehrkräften schützen, zumindest nach einer Seite abgeschirmt sind. Sie sollten windgeschützt, nicht direkt der Sonne ausgesetzt und zumindest ein Teil auch regengeschützt sein.

Bäume bieten sich als natürliche Schattenspender mit angenehmem Mikroklima an. So können beispielsweise die Einfassungen von Baumscheiben als lehnenlose Sitz-/Liegemöglichkeit gestaltet werden. Von hier aus lässt sich das Geschehen auf dem Schulhof beobachten. Nach innen gesetzt bieten sie die Möglichkeit eines Sitzkreises. Weiter laden sie zum Hinlegen und entspannten Betrachten der Blätter ein. Auch mit Kletterpflanzen bewachsene Pergolen spenden Schatten und einen geschützten Rückzugsort.

Entspannungsmöglichkeiten sollten möglichst in einem ruhigen Bereich des Schulgeländes angeordnet werden. Naturnahe Bereiche oder Schulgärten bieten sich aufgrund der beruhigenden Wirkung der Bepflanzung an. Hier hat man die Möglichkeit, die Natur mit allen Sinnen zu erleben: das Summen der Insekten und das Zwitschern der Vögel, Blütenpracht im Frühling und im Herbst die Färbung des Laubes, die Aromen von Kräutern und Blumen. Dieses Potpourri der Sinneseindrücke lässt schnell entspannen und zur Ruhe kommen. Sinnespfade sind eine weitere Möglichkeit der Entspannung.

 
Sitz- und Liegemöglichkeiten

Grundsätzlich müssen Sitz- und Liegemöglichkeiten sicher gestaltet sein. Dies wird erreicht, wenn:

  • Ecken und Kanten mit mindestens 2 mm Radius gerundet oder gefast sind
  • Muttern und Schraubköpfe in Konstruktionsteile versenkt und Gewindeenden nicht überstehen oder aber abgedeckt sind
  • Holz nicht splittert
  • Kunststoffe widerstandsfähig gegen UV-Strahlung sind
  • ungefährliche Substanzen verwendet werden, wie z. B. schadstofffreie Farben und Lacke

Zunehmend beliebter werden selbst gebaute Sitzgelegenheiten und Tische aus alten Paletten. Auch beim sogenannten Upcycling sind die grundlegende Sicherheitsanforderungen einzuhalten.

Durch Geländemodellierung und Bepflanzung lassen sich gemütliche Sitzecken und Treffpunkte gestalten.

3D Grafik Entspannungsbereich mit Tischen, Bänken und Rasenfläche©Unfallkasse NRW | DGUV

Auf Schulhöfen lässt sich immer wieder ein Mangel an Sitzgelegenheiten feststellen. Deshalb nutzen Kinder und Jugendliche Mauern, Treppen, Geländer und auch Bordsteine zum Sitzen. 

Um die Kommunikation zu erleichtern, sollten Schülerinnen und Schüler sich in Sitzecken möglichst gegenseitig anschauen können. Gegenüber angeordnete Bänke oder halbrunde Sitznischen ermöglichen den Blickkontakt und vermitteln zudem eine geschützte und vertrauliche Atmosphäre. Sind diese Sitzecken dann noch mit Tischen ausgestattet, können sie auch für Gruppenarbeiten oder Selbstlernphasen genutzt werden.

Sitzgelegenheiten sollen vielfältig nutzbar sein, nicht die Funktion des Sitzens offen zeigen oder sogar die Gruppengröße direkt vorgeben. Holzgerüste, Mauern, Hügel können zum Sitzen, Stehen, Klettern und Hüpfen einladen. Besonders einladend sind Stellen, die hoch genug liegen, um als Zuschauerplätze einen guten Überblick zu gewähren, und doch niedrig genug sind, um an den Aktivitäten teilzunehmen. Sitzauflagen aus Holz oder Recycling-Kunststoff sind sitzwarm und erhöhen die Attraktivität als Sitzmöglichkeit von Beton- oder Steinelementen wie beispielsweise Mauern. Breite Sitzflächen bieten die Möglichkeit, sich in wechselnden Grüppchen zu treffen, aber auch zum Hinlegen und Chillen.

Neben klassischen Liege- oder Erholungsmöglichkeiten wie z. B. Hängematten oder Wellenliegen, bieten sich Liegewiesen oder Rasenflächen zum Ausruhen an. Je nach Jahreszeit oder Witterung ist das Sitzen bzw. Liegen auf dem kühlen oder feuchten Boden aber unangenehm. Daher empfiehlt es sich, großzügige Holzpodeste zum Entspannen anzulegen. 

Auch hier bieten sich wieder Mehrfachnutzungen an. So können nicht allzu steil angebrachte Netze zum Klettern, aber auch zum Hineinlegen benutzt werden.

 
Barfußpfad/Sinnespfad

Neben der passiven Entspannung auf den Liege- oder Erholungsmöglichkeiten kann ein Barfuß- oder Sinnespfad die aktive Entspannung fördern. Hierbei handelt es sich um eine Gehstrecke aus unterschiedlichen Bodenmaterialien. Zum Einsatz kommen beispielsweise Rindenmulch oder Holzhackschnitzel in verschiedenen Körnungen, Kies oder Steine, Tannenzapfen, Sand, lose Erde usw. Die Felder mit den unterschiedlichen Materialien werden meist durch Holz- oder Steineinfassungen voneinander getrennt. Manchmal wird diese taktile Gehstrecke um Balancierangebote (Balancierbalken usw.) ergänzt. Hierbei sind Vorgaben bezüglich der Sicherheit (Fallräume usw.) zu beachten.

Durch das Begehen mit den nackten Füßen werden besondere Sinneseindrücke und die damit verbundene Entspannung erlebt. Zudem haben solche Pfade positive Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten. Die Fußmuskeln werden trainiert und das Gleichgewicht wird geschult.

3D Grafik des Aussenbereichs mit verschiedenen Erlebnisbereichen©Unfallkasse NRW | DGUV

Der Eigenbau bietet die Möglichkeit einer optimalen individuellen Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten. Notwendig ist die Einbindung des Sachkostenträgers. So sind u. a. Arbeitsgruppen zu bilden, Schülerinnen und Schüler in die Planungen einzubinden, Informationen zu beschaffen, Flächen zu planen, Genehmigungen einzuholen, Vorschriften und Gesetze zu beachten und sachkundige Arbeitskräfte einzubinden. Hilfreich ist hierbei die frühzeitige Einbindung einer Spielplatzprüferin bzw. eines Spielplatzprüfers.

Barfußlaufen kann nämlich auch Gefährdungen bergen. Deshalb bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen, um Fußverletzungen durch z. B. spitze Gegenstände, heiße Oberflächen oder auch Tiere zu vermeiden. Grundsätzlich sollten beim Bau die sicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt werden. Folgende Hinweise sollten Schulen beim Anlegen von Barfußbereichen beachten:

  • Ein durchwuchssicheres Netz (Unkrautvlies) unter den Bodenmaterialien verhindert das schnelle Zuwachsen und damit Verrotten der Bodenmaterialien
  • Splitterfreies Holz benutzen bzw. Splitter abschleifen
  • Keine scharfkantigen oder spitzen Materialien (gerundete Kanten)
  • Keine Materialien, die sich stark aufheizen können, wie Metalle und dunkle Steine
  • Das Anbringen eines Handlaufs gibt bei Bedarf Sicherheit und kann auch bei Sinnesübungen mit geschlossenen Augen leitend sein

Schlängelt sich der Barfußpfad an blühenden Sträuchern oder Kräuterbeeten entlang, werden neben dem Tastsinn der Füße auch der Geruchssinn und die Augen angeregt.